OLYMPIA 2021 / Hockey – Bronze verpasst! Deutschland verliert spektakuläres Spiel um Platz 3 / Belgien entscheidet Thriller-Finale für sich

Die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio, Japan neigen sich dem Ende zu. Am kommenden Sonntag wird Olympia nach zwei Wochen offiziell mit der Abschlussfeier beendet. Für einige Sportler und Disziplinen endet Olympia bereits vorher, so auch für die Hockeyteams. Während die Damen ihr Finale am Freitag bestreiten werden, ist das Turnier der Herren seit Donnerstagmittag vorbei.

 


DEUTSCHLAND UND INDIEN MIT NEUN-TOR-SPEKTAKEL

Bei den vergangenen vier Austragungen sicherte sich Deutschland immer eine Medaille und blickt in der Historie auf vier Bronzemedaillen, drei Silbermedaillen und vier Goldmedaillen zurück. Auch 2016 in Brasilien belegten die „Honamas“ den dritten Platz. Nach einer Halbfinal-Niederlage gegen Australien musste das DHB-Team rund um Kais al Saadi auch in diesem Jahr um Bronze im „kleinen Finale“ antreten.

Der Gegner war Indien in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Die Inder sind das Überraschungsteam bei den aktuellen Spielen. In den früheren Jahren galt Indien als Top-Nation im Hockey und sicherte sich zwischen 1928 und 1980 gleich acht Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze (11 Medaillen) innerhalb ihrer ersten 12 Teilnahmen. Seitdem nahm Indien noch acht Mal an Olympia teil, schaffte es aber nie wieder über das Viertelfinale hinaus. Dieses Jahr änderte sich dies. Mit nur einer Niederlage qualifizierte sich Indien als Gruppenzweiter für das Viertelfinale. Dort bezwang man Großbritannien, bevor man Belgien im Halbfinale mit 2:5 unterlag.

Nun kam es im Spiel um Platz 3 zum Duell zwischen Deutschland und Indien und es sollte ein Thriller werden, in dem vor allem die erste Halbzeit für reichliche Tore sorgte. Von Beginn an war es ein munterer Kamp um die Bronzemedaille und das deutsche Team eröffnete die Partie nach nur zwei Minuten mit dem Führungstreffer. Indien bekam den Ball nicht geklärt und Timur Oruz nutzte die Verwirrung, um das Spielgerät über die Linie zu stochern. Die Antwort der Inder folgte jedoch in der 17.Minute. Nach einem Foul im Mittelfeld reagierte Nilakanta Sharma schnell und spielte einen langen Pass vor das Tor, wo sich Simranjeet Singh behauptete und aus der Drehung heraus mit der Rückhand traf. Insgesamt gab Deutschland den Ton an und durch einen Doppelschlag ging man erst wieder in Führung und baute diese umgehend aus. In Minute 24 eroberte das DHB-Team den Ball in der eigenen Hälfte und startete einen Konter über Christopher Rühr, der von links nach innen zog und im Fall noch einen Pass in den freien Raum spielte, wo sich Niklas Wellen einlief und ins lange Eck vollendete. Nur 90 Sekunden später folgte das 3:1, als man Indien am eigenen Torraum unter Druck setzen und den Ball abnehmen konnte. Anschließend spielte Timur Oruz die Kugel quer vor das Tor und Benedikt Fürk schob ein. Doch auch die Zwei-Tore-Führung gab Deutschland keine Sicherheit. Noch vor der Pause glichen die Inder mit einem Doppelschlag ihrerseits aus. Erst staubte Hardik Singh in der 27.Spielminute erfolgreich ab, nachdem Alexander Stadler zuvor noch eine Strafecke von Harmanpreet Singh parierte, und kurz darauf war es Harmanpreet Singh in der 29.Minute selbst, der für das 3:3 sorgte. Wieder zog er nach einer Strafecke ab und dieses Mal konnte er Alexander Stadler überwinden.

Nach dem Seitenwechsel fand Indien perfekt zurück in die Begegnung. Gerade einmal 57 Sekunden nach Wiederbeginn gab es einen Penalty für Indien nach einem vermeintlichen Foulspiel von Lukas Windfeder an Mandeep Singh. Der Siebenmeter wurde von Rupinder Pal Singh ausgeführt und mit einem platzierten Schuss brachte er Indien erstmals an diesem Tag in Führung. Wenig später konnte diese Führung seitens der Inder auf 5:3 ausgebaut werden. Die Asiaten kombinierten sich durch die rechte Seite und letztlich zog Gurjant Singh das Tempo an, lief bis zur Grundlinie und bediente Simranjeet Singh vor dem Tor, der für den Rekordsieger der Olympischen Spiele im Hockey einschoss. Das deutsche Team benötigte etwas Zeit, um sich von dieser Phase zu erholen und wieder ins Spiel zurückzufinden. Doch sie kämpften sich noch einmal heran und kamen in der 48.Minute zum Anschlusstreffer. Eine Strafecke stoppte Tobias Hauke für Lukas Windfeder und der Verteidiger beförderte den Ball durch die Beine von Sreejesh Parattu Raveendran ins Tor. Es war das 4:5 aus deutscher Sicht mit einer Restzeit von 12 Minuten und Deutschland drückte auf den Ausgleich. Aber Indien verteidigte die Führung mit der gesamten mannschaft und brachte sie über die Zeit.

Nach dem Viertelfinal-Aus der „Danas“ scheitern nun die „Honamas“ im Spiel um Platz 3 und damit bleibt Deutschland erstmals seit 2000 ohne eine Medaille bei Olympia. Währenddessen kann sich Indien die erste Olympische Medaille seit 41 Jahren sichern und das Turnier in Tokio auf dem dritten Rang abschließen.

 

GOLD GEHT AN BELGIEN

Im Finale der Olympischen Sommerspiele 2021 standen sich Australien und Belgien gegenüber. Die Australier blickten zuvor auf neun Medaillen zurück. Zum fünften Mal standen die „Kookaburras“ im Olympischen Endspiel und nach 2014 wollten sie ihre zweite Goldmedaille gewinnen. Die Goldmedaille blieb Belgien hingegen bis dato verwehrt. Vor fünf Jahren schafften es die Belgier zum ersten Mal ins Finale, unterlagen dort aber Argentinien. Nun hatte man seitens der „Red Lions“ die zweite Medaille nach 1920 und 2016 sicher, aber der amtierende Weltmeister hatte erstmals das goldfarbene Edelmetall im Blick.

Beide Teams schlossen die Gruppenphase in ihrer Gruppe mit vier Siegen und einem Unentschieden ab. Während Australien anschließend im Viertelfinale nach Penaltyschießen gegen die Niederlage gewann und sich im Halbfinale gegen Deutschland durchsetzen konnte, führte der Weg von Belgien über Siege gegen Spanien und Indien ins Finale.

Nach einer torlosen ersten Halbzeit ging Belgien kurz nach Wiederbeginn im dritten Viertel in Führung. Florent van Aubel war es in der 32.Minute, der das Tor für die Belgier erzielte und eine Druckphase, die bereits vor der Pause begann, krönte. Ein langer Pass von der linken Außenbahn ins Zentrum rutschte durch bis zu Nicolas de Kerpel, der für Florent van Aubel vorlegte und im Nachschuss drückte der Belgier den Ball an Andrew Charter vorbei ins Tor. Die Antwort der Australier fiel in der 47.Minute. Jake Whetton hielt den Ball kurz vor der Grundlinie mit einer Grätsche im Spiel und spielte ihn in den Torraum. Dort kam Aren Zalewski nach Vorarbeit von Flynn Ogilvie zum Abschluss. Sein Schuss wurde abgefälscht und schien über das Tor ins Aus zu gehen, doch kurz vor dem Tor holte Tom Wickham die Kugel mit dem Schläger aus der Luft und lenkte sie ins Netz. Es war das 1:1 und an diesem Resultat sollte sich bis zum Ende der regulären 60 Minuten auch keine Änderung mehr vornehmen.

Dementsprechend musste das Finale der Olympischen Spiele im Penaltyschießen entschieden werden. Jeder Schütze hatte acht Sekunden Zeit, um ein Tor zu erzielen. Dabei konnte man den Torhüter ausspielen und innerhalb der Zeit auch mehrfach schießen, insofern ein Schuss abgewehrt wurde. Australien machte den Anfang und gleich als erster Spieler scheiterte Blake Govers an Vincent Vanasch. Für Belgien begann Florent van Aubel und der Torschütze des 1:0 war auch im Shootout erfolgreich. Anschließend waren mit Flynn Ogilvie und Arthur de Sloover die Schützen auf beiden Seiten erfolgreich und für Australien traf auch Tim Brand. Nun konnte Felix Denayer wieder vorlegen, aber dem belgischen Kapitän missglückte ein Heber und so war dieser Versuch kein Problem für Andrew Charter. Damit war die Angelegenheit wieder ausgeglichen und Australien hatte die Möglichkeit, vorzulegen. Doch auch Joshua Simmonds vergab seinen Versuch, weil Vincent Vanaasch eine gute Abwehrarbeit mit seinem Schläger leistete und den Ball vom Schläger des Gegners stocherte. Während des folgenden Penaltys von Belgien beging Andrew Charter dann ein Foulspiel und es gab einen Siebenmeter für Belgien. Alexander Hendrickx führte diesen aus und traf zum 3:2 für Belgien. Jake Whetton war für Australien an der Reihe und er musste treffen, damit das Penaltyschießen fortgesetzt werden würde. Jedoch beförderte der Australier den Ball an den Pfosten und ließ Belgien jubeln.

Nach einem kurzen Augenblick der Freude wurden die Belgier aber zurückgepfiffen, denn es gab einen Videobeweis. Hierbei wurde festgestellt, dass Vincent Vanasch den Fuß von Jake Whetton mit dem Schläger traf. Aus diesem Grund musste der Penalty wiederholt werden. Whetton lief erneut an und auch dieses Mal blieb Vincent Vanasch in diesem Duell der Sieger und sorgte dafür, dass Belgien das Spiel gewann.

Damit krönt sich Belgien zum ersten Mal mit Gold bei den Olympischen Sommerspielen und kann nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2018 und der Europameisterschaft 2019 auch das nächste große Turnier innerhalb von vier Jahren gewinnen. In allen drei Wettbewerben war es der erste Titel für die „Red Lions“. Die derzeit beste Hockeynation der Welt aus Australien verpasst hingegen die zweite Goldmedaille nach 2004 und verliert zum vierten Mal ein Olympisches Endspiel.

 

Bei den Frauen fällt die Entscheidung über die Medaillen am Freitag. Im Spiel um Platz 3 trifft Großbritannien auf Indien und im Finale stehen sich Argentinien und die Niederlande gegenüber.

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