OLYMPIA 2022 / Eishockey – Finnland und Russland spielen um Gold

Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking, China neigen sich am anstehenden Wochenende dem Ende zu und als letzter Wettbewerb wird das Eishockeyturnier der Herren am frühen Sonntagmorgen mit dem Finale enden. Am Freitag wurden die Halbfinals ausgespielt und die Kandidaten für das Spiel um die Goldmedaille sind mittlerweile gefunden.


 

FINNLAND MIT DEFENSIVSTÄRKE INS ENDSPIEL

Auf dem Weg ins Halbfinale zeigte Finnland eine herausragende Leistung und präsentierte sich von Beginn an vor allem in der Defensive diszipliniert. In drei Gruppenspielen sammelten die Finnen drei Siege (6:2 / 3:1 / 4:3 nach Verlängerung) und waren als zweitbestes Team nach der Gruppenphase für das Viertelfinale gesetzt. Dort bezwang man die Schweiz mit 5:1 und stand damit nach vier Partien mit einem Torverhältnis von 18:7 unter den letzten vier Mannschaften.

Nun sollte es für Finnland zum dritten Mal nach 1988 und 2006 auch bis ins Finale gehen, aber zuerst musste man im Halbfinale das Überraschungsteam aus der Slowakei überwinden. Die Slowaken befanden sich nach der Gruppenphase, in der sie den dritten Rang in ihrer Gruppe belegten, insgesamt auf Platz 8 von 12. Dementsprechend mussten sie in der Qualifikation antreten und dort bezwang man Deutschland deutlich mit 4:0. Es folgte das Viertelfinale gegen die USA und in einem spannenden Spiel setzte sich die Slowakei gegen das beste Team aus der Vorrunde mit 3:2 nach Penaltyschießen durch, um nach 2010 zum zweiten Mal ins Halbfinale einzuziehen.

Nun kam es am Freitagmorgen zum Aufeinandertreffen zwischen Finnland und der Slowakei. Dieses Spiel gab es bereits am ersten Spieltag der Gruppenphase in der Gruppe C. Dieses Duell ging deutlich mit 6:2 an Finnland. Die Slowakei hatte dementsprechend eine Rechnung offen und man lieferte sich ein enges Spiel mit den Finnen. Am Ende ging aber erneut die Auswahl aus dem Norden von Europa als Sieger vom Eis. Mit 2:0 gewann Finnland das erste Halbfinale in Peking. Beide Mannschaften kamen schon im ersten Drittel zu guten Möglichkeiten, konzentrierten sich aber zunehmend auf die Stabilität in der Abwehr. Finnland schaffte es dennoch mehrfach, die Slowaken in der eigenen Zone festzusetzen und den Puck über mehrere Stationen laufen zu lassen. So entstand auch der finnische Führungstreffer in der 16.Spielminute. Nachdem ein erster Schuss von Petteri Lindbohm am Tor vorbei ging, kam der Verteidiger an der blauen Linie nochmals in Besitz des Pucks. Er täuschte einen Schuss an, verzögerte aber und verschaffte sich etwas Platz, um die Scheibe dann doch mit einem Schlenzer zum Tor zu bringen. Patrik Rybar parierte diesen Versuch noch, doch Sakari Manninen war zur Stelle und schob den Puck unter dem Schoner des slowakischen Goalies hindurch ins Netz. Ein großer Faktor in diesem Spiel war auch die Disziplin des gesamten finnischen Teams. Finnland kassierte im ganzen Spielverlauf keine einzige Strafzeit, sondern wusste sich mit guten Stellungsspiel und fairem Körpereinsatz zu helfen. Die Slowakei musste stattdessen insgesamt drei Mal in Unterzahl agieren. Zwar ist dies auch kein hoher Wert an Strafen und sie kassierten innerhalb dieser Zeiten keine weiteren Gegentore, nahmen durch diese Disziplinlosigkeiten jedoch wichtige Zeit von der Uhr, in der sie weniger Druck auf einen möglichen Ausgleich ausüben konnten.

Zudem kostet ein Penalty-Killing mit einem oder gar zwei Spielern weniger enorme Kraft. Letztlich blieb es bis spät ins Schlussdrittel bei der knappen 1:0 Führung für Finnland und in der Endphase des Spiels wurde Patrik Rybar vom Eis genommen. Damit durfte die Slowakei mit sechs Feldspielern agieren, ging aber das hohe Risiko des leeren Tores ein und in eben jenes Gehäuse wurde wenig später die Scheibe befördert.  Ein Befreiungsschlag von Ville Pokka verlängerte Teemu Hartikainen an der Bande und dann war plötzlich Harri Pesonen alleine auf dem Weg zum leeren Tor und schob mit einer Restzeit von 39 Sekunden zur Entscheidung zu Gunsten der Finnen ein.

Für Finnland geht es damit zum dritten Mal ins Finale bei den Olympischen Winterspielen. Dort soll es nun erstmals für die Goldmedaille reichen. Die Slowakei verpasst ihr erstes Olympia-Finale derweil zwar, kann aber auf ein starkes Turnier zurückblicken und wird am Samstag im Spiel um Bronze immer noch die Chance haben, zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Eishockeymedaille bei Olympia zu gewinnen.

 

PENALTYSCHIESSEN ENTSCHEIDET RUSSLAND GEGEN SCHWEDEN

Am Nachmittag wurde dann der zweite Finalist ermittelt. Mit Russland und Schweden standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die in der Vergangenheit schon mehrfach ganz oben auf dem Treppchen von Weltmeisterschaften und bei Olympia standen. Während Schweden in den Jahren 1994 und 2006 die Goldmedaille gewann, holten die Russen sieben Mal Gold als Teil der Sowjetunion und 2018 gewannen sie das Olympische Turnier erstmals unter russischer Flagge. Damit sind sie amtierender Olympiasieger und wollten dieses Kunststück in diesem Jahr erneut vollbringen.

In der Gruppenphase spielten beide Nationen in unterschiedlichen Gruppen, lagen am Ende aber nah beieinander. Als Gruppensieger belegte Russland Platz 3 in der Gesamttabelle mit sieben Punkten und 8:6 Toren (+2). Schweden landete auf Platz 4 als bester Zweiter mit ebenfalls 7 Punkten und einem Torverhältnis von 10:7 (+3). Beide Mannschaften konnten dadurch die Qualifikationsrunde überspringen und erst wieder im Viertelfinale eingreifen. Dort setzten sich die Russen mit 3:1 gegen Dänemark durch und die „Tre Kronor“ bezwang Kanada mit 2:0.

Nun kam es nach 1998 zum zweiten Mal zu einem Halbfinale zwischen Russland und Schweden. Damals setzten sich die Skandinavier durch, doch in diesem Jahr gelang der „Sbornaja“ die Revanche. Mit 2:1 gewann Russland das Halbfinale gegen die Schweden und steht zum zweiten Mal in Folge im Finale. In einer hart umkämpften hatten beide Torhüter eine menge zu tun, hielten ihre Tore aber über das erste Drittel hinaus sauber. Doch nach Wiederbeginn ging es ganz schnell und Russland feierte den Führungstreffer. Gerade einmal 15 Sekunden waren im zweiten Durchgang gespielt, als Anton Slephyshev den Puck in der neutralen Zone von Pavel Karnaukhov zugespielt bekam, sich an der Bande behauptete und alleine vor das Tor von Lars Johansson zog, den er erst umspielen und dann überwinden konnte. Trotz diesem überraschenden Rückschlag ließ sich die schwedische Auswahl aber nicht außer der Ruhe bringen. Sie wussten um ihre Qualität und lieferten sich weiterhin ein Duell auf Augenhöhe mit den Russen. Im letzten Drittel sollte dann auch einer ihrer insgesamt 35 Schüsse den Weg ins Tor finden. Nach 47 Minuten eroberte Schweden den Puck in der eigenen Zone zurück und schaltete schnell um. Über Mathias Brome kamen die Skandinavier in die Offensivzone und der Stürmer legte die Scheibe quer durch die Zone in den Rückraum auf Jonathan Pudas ab. Dessen flachen Handgelenkschuss fälschte Mathias Tommernes noch ab, aber dennoch konnte Ivan Fedotov den Puck abwehren. Jedoch konnte er ihn nur nach vorne klatschen lassen, wo mit Anton Lander der schwedische Kapitän postiert war und abstaubte.

Es war der Ausgleich zum 1:1 und diesen Spielstand sollte es auch am Ende der regulären Spielzeit, ebenso wie am Ende der folgenden Verlängerung, geben. Dementsprechend ging es ins entscheidende Penaltyschießen. Dort legte Russland vor und vor der letzten Runde stand es 2:1 für die Schweden. Für die „Tre Kronor“ trafen Lucas Wallmark und Joakim Nordstrom, bei den Russen war Nikita Gusev erfolgreich. Der Druck lag bei Russland. Yegor Yakovlev musste treffen, um das Spiel noch am Laufen zu halten und er verwandelte seinen Penalty. Ivan Fedotov musste den folgenden Versuch von Schweden aber halten. Anton Lander lief an, um seine Mannschaft ins Finale zu schießen, doch er scheiterte an Fedotov. Mit 2:2 ging also auch das Penaltyschießen in die Overtime. Nun begann Schweden. Bei beiden Teams waren je zwei Schützen vergeblich in das 1-gegen-1 Duell mit den Goalies gegangen. Dann war Max Friberg an der Reihe und auch er verpasste. Die Russen schenkten als Nächstes einem erst 20-Jährigem das Vertrauen. Arseni Gritsyuk lief als insgesamt 16.Schütze in diesem Penaltyschießen an und über den Innenpfosten beförderte er das Hartgummi zum russischen Sieg und Finaleinzug ins Netz.

Während Schweden damit am Samstag gegen die Slowakei die Möglichkeit erhält, ein fünftes Mal die Bronzemedaille zu erhalten, wird Russland am Sonntag im Finale gegen Finnland um die Verteidigung der Goldmedaille von 2018 kämpfen.

 

DAS HALBFINALE IM ÜBERBLICK

Finnland

(Platz 2)

2:0

Slowakei

(Platz 8)

Russland

(Platz 3)

2:1

Nach Penaltyschießen

Schweden

(Platz 4)

 

DAS SIND DIE SPIELE UM MEDAILLEN

Slowakei

19.02.2022

Spiel um Bronze

Schweden

Finnland

20.02.2022

Spiel um Gold

Russland

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